Realismus und Verlässlichkeit - die Energiewende zum Erfolg führen

  1. Die bayerische Energiewirtschaft hat viel erreicht auf dem Weg zur Klimaneutralität. Mehr als die Hälfte des bayerischen Stromverbrauchs wird bereits heute durch Erneuerbare Energien gedeckt. Mehr als 1,1 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mehr als 25 GW haben wir schon an das bayerische Stromnetz angeschlossen. Die bayerische Wasserkraft leistet einen wichtigen und stabilen Beitrag zur Stromerzeugung. Innovative Lösungen für ein flexibles und intelligentes Stromsystem sowie eine wachsende Zahl an Speichern zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Klimaschutzgesetze sind Grundlage unserer Arbeit und unserer Projekte.
     
  2. Unsere Handlungen basieren auf dem energiepolitischen Dreieck aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit, ergänzt durch den wichtigen Aspekt der Akzeptanz. Um weiterhin erfolgreich am Energiesystem der Zukunft arbeiten zu können, benötigen wir einen langfristig stabilen und berechenbaren Ordnungsrahmen. Kurz: Wir brauchen Realismus und Verlässlichkeit.
     
  3. Realismus bedeutet, die verschiedenen Elemente der Transformation - wie z. B. den Netzausbau und den Ausbau der Stromerzeugung und -speicherung - in ihrer Entwicklung aus einem energiewirtschaftlichen Systemverständnis heraus zu synchronisieren. Singuläre Maßnahmen, die aufwändige Nachbesserung an anderen Stellen des Systems erforderlich machen, führen nicht zum Ziel.
     
  4. Realismus bedeutet aber auch anzuerkennen, dass der vollständige Transformationsprozess eine Generationenaufgabe ist. Die Finanzierung des umfassenden Um- und Ausbaus unseres Energiesystems allein auf der Grundlage der bisherigen Finanzierungsinstrumente überfordert unsere Unternehmen und bei weiter steigenden Kosten auch die bayerische Wirtschaft. Die künftige Finanzierung der Transformation muss ausreichend wirtschaftliche Anreize bieten, um auch für den Finanzsektor attraktiv zu sein.
     
  5. Der Transformationsprozess muss eingebettet sein in ein gesamteuropäisches Verständnis von Versorgungssicherheit unter Berücksichtigung der gewachsenen geopolitischen Herausforderungen. Eine technologieoffene Herangehensweise ist dabei unerlässlich.
     
  6. Verlässlichkeit ist essenziell, um den Transformationsprozess erfolgreich zu gestalten. Die Prämissen, unter denen Unternehmen heute ihre in Jahrzehnten gewachsene Infrastruktur umbauen, müssen belastbar sein. Nur so kann die Schaffung eines funktionierenden und bezahlbaren Energiesystems der Zukunft gelingen, das zudem seiner Rolle als kritische Infrastruktur mit vitaler Bedeutung für das Funktionieren unseres Landes und der Versorgung der Bevölkerung gerecht wird.
     
  7. Die Politik hat den Unternehmen den Auftrag gegeben, die Energiewende umzusetzen. Diesen Auftrag haben wir angenommen. Wir fordern daher Ernsthaftigkeit und Investitionssicherheit im Hinblick auf die ausgegebenen Ziele. Unsere Investitionen binden Ressourcen über Dekaden und brauchen Planungssicherheut – auch über Wahlperioden hinaus.
     
  8. Die Politik definiert, was wann erreicht werden soll. Die Umsetzung, also das „Wie", liegt jedoch bei den Unternehmen. Sie wissen, welche Prioritäten zu setzen sind. Staatliches Mikromanagement hingegen wirkt kontraproduktiv und behindert ihre Arbeit.
     
  9. Wir erwarten von der Politik eine Fokussierung auf diejenigen Maßnahmen, die unter Berücksichtigung der gesetzten Ressourcen den größten klimapolitischen Nutzen erbringen. Ein Wunschdenken, welches die Branche auf unrealistische Zeitpläne und wenig effiziente, kleinteilige Maßnahmen verpflichtet, schadet letztendlich der Akzeptanz der Energiewende in der Gesellschaft.
     
  10. Wir erwarten von Politik, Gesetzgebung und Verwaltung aktive Unterstützung durch Bürokratieabbau und einen partnerschaftlichen Dialog, in dem die Handlungsfelder für ein Erreichen der Klimaneutralität gemeinsam und kooperativ abgesteckt werden. Überzogene Bürokratie verschwendet finanzielle und personelle Ressourcen, die wir für die Energiewende dringend benötigen. Sie bedroht unmittelbar die Existenz unserer leistungsfähigen und leistungsorientierten Unternehmen, konterkariert damit das energiewirtschaftliche Dreieck und schwächt die Akzeptanz für die erforderlichen Maßnahmen der Energiewende vor Ort.
     

München, 2. Dezember 2024
Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW

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