09.11.16

Strom wird für viele Bayern in 2017 teurer

In 2017 werden die meisten Bayern für ihre Stromrechnung erneut tiefer in die Tasche greifen müssen. Für einen Privathaushalt wird der Strompreis in vielen Regionen, Städten und Gemeinden auf deutlich über 30 Cent je Kilowattstunde ansteigen. Dies bedeutet auf das Jahr gesehen vom individuellen Stromverbrauch abhängige Mehrkosten in Höhe eines zweistelligen Eurobetrages. Angesichts dieser Entwicklung meint Wolfgang Brandl, Vorstandsvorsitzender des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – VBEW: „Allen muss bewusst sein, dass unser Weg die Energiewende umzusetzen, für viele Jahre tendenziell weiter steigende Strompreise zur Folge haben wird. Mit der aktuellen Finanzierung dieser Mammutaufgabe allein über die Stromrechnung wird ihre Akzeptanz in der Bevölkerung aber aufs Spiel gesetzt. Wir brauchen eine Strompreisbremse, bei der das Bremsseil nicht gleich bei jeder Belastungsprobe reißt.“

So ist ein wesentlicher Kostentreiber auch dieses Jahr erneut die stetig steigende Förderung für Erneuerbare Energien, die über die sogenannte EEG-Umlage von den Verbrauchern auf den Strompreis zu zahlen ist. Sie wird für 2017 um mehr als 8 % steigen und dann 6,88 Cent je Kilowattstunde betragen. Die Bayerischen IHKs und der VBEW lassen derzeit eine Studie erstellen, die Modelle zur Senkung der EEG-Umlage untersucht, um die dringend erforderliche Diskussion hierüber voranzutreiben. Die Studie wird Anfang Dezember vorgestellt.

Doch nicht nur die direkte Förderung der Erneuerbaren Energien lässt die Strompreise in die Höhe schnellen, auch das Management dieser witterungs- und tageszeitabhängig anfallenden Strommengen aus Wind- und Photovoltaikanlagen kostet viel Geld. Es gilt, diesen „Zappelstrom“ so aufzubereiten, dass weiterhin eine bedarfsgerechte Versorgung mit Strom rund um die Uhr und bei jeder Witterung sichergestellt ist. Dies führt u.a. zu Steigerungen bei den Netzentgelten, die ebenfalls Bestandteil des Strompreises sind. Diese werden staatlich reguliert und haben mittlerweile regelmäßig einen Anteil von ca. 25 % am Strompreis bayerischer Haushalte.

Besonders hoch sind in diesem Zusammenhang die Kosten, die für die Einbindung und den Ausgleich der Windenergie im Norden Deutschlands von den sogenannten Übertragungsnetzbetreibern der deutschlandweiten Stromautobahnen geleistet werden müssen. Von den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern transportiert in erster Linie die TenneT den Windstrom mit ihren Leitungen von Nord nach Süd. Da die vorhandenen Übertragungskapazitäten noch nicht ausreichen, muss die TenneT mit teuren „Regelmaßnahmen“ gegensteuern. Ihre Netzentgelte werden daher um fast 80 % in 2017 ansteigen. Für die weit überwiegende Mehrheit aller bayerischen Stromnetzbetreiber (private und kommunale Energieversorger), die direkt oder indirekt mit den Stromautobahnen der TenneT verbunden sind und deren Kostenerhöhungen daher im Wesentlichen tragen müssen, steigen damit die Netzentgelte ebenfalls deutlich an.

Weitgehend verschont von dieser Entwicklung bleibt hingegen Bayerisch-Schwaben, das über das Übertragungsnetz der Amprion versorgt wird, deren Netzentgelterhöhung von ca. 8% noch vergleichsweise moderat ausfällt.

Obwohl die meisten Energieversorger für 2017 im Vergleich zum Vorjahr ihren Strom zu günstigeren Großhandelspreisen beschaffen konnten, reichen die dadurch erzielten Einsparungen wohl nicht aus, um die dargestellten Kostensteigerungen auszugleichen. Hierbei ist zu beachten, dass die von den Versorgern zu verantwortenden Vertriebs- und Beschaffungskosten ohnehin nur noch einen Anteil von ca. 20 % am gesamten Strompreis ausmachen. Der staatlich veranlasste Teil nähert sich den 55 % an (vgl. Grafik). Der Rest besteht aus den regulierten Netzentgelten.

Insbesondere die im TenneT-Gebiet tätigen Energieversorger werden ihre derzeitigen Strompreise daher nicht stabil halten können. Zu dieser Entwicklung erklärte Herr Brandl: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass Verbraucher, nur weil sie im Netzgebiet der TenneT leben, stärker von den Kosten der Energiewende belastet werden, als die Glücklichen in den übrigen Regionen Deutschlands. Die Energiewende ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe von allen gleichermaßen nach Kräften zu tragen. Alle Bayern werden von dem Windstrom aus dem Norden profitieren.“

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