11.03.19

Bayerische Wasserversorger: Vorsorgender Gewässerschutz hat oberste Priorität

In Bayern wird weitgehend das gesamte Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen. Das Trinkwasser hat in Bayern eine sehr gute Qualität zu einem günstigen Preis. Voraussetzungen dafür sind in erster Linie unbelastete Ressourcen, die keine aufwändige Aufbereitung erfordern. „Alarmierend sind für uns allerdings hohe Nitratwerte im Grundwasser in bestimmten Regionen Bayerns,“ sagte Markus Rauh, Vorstandsmitglied des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – VBEW

„Das Risiko einer Nitratbelastung des Grundwassers ist nicht überall gleich hoch. Entscheidend dabei sind die Einträge aus der Landwirtschaft, die Wetterverhältnisse und die Beschaffenheit des Bodens,“ erläuterte Rauh. Ein großer Wasserreichtum aber auch die Verfügbarkeit von unversiegelten und nicht verunreinigten Böden sowie die Beschaffenheit des Untergrundes haben große Auswirkungen auf die Qualität des Grundwassers. Hydrogeologisch gesehen verfügt der Süden Bayerns über höhere Niederschläge und einen Untergrund, der das einsickernde Wasser gut aufnehmen, speichern und damit auch auf natürliche Weise reinigen kann. Im Norden ist die Niederschlagsmenge deutlich geringer und zugleich kann das Wasser dort aufgrund der sandigen und klüftigen Gesteinsschichten weniger gut gespeichert werden. „Die Nitratbelastungen im Grundwasser können folglich trotz ähnlicher Bewirtschaftung in diesen Regionen höher sein. Dies erfordert besonders wirkungsvolle Maßnahmen zum vorsorgenden Grundwasserschutz,“ erläuterte Rauh.

Grundwasserverkommen in Bayern brauchen mehr Schutz

Die bayerischen Wasserversorger brauchen stimmige Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber um gewährleisten zu können, dass das Trinkwasser auch in Zukunft möglichst naturbelassen aus der Leitung kommt. „Der flächendeckende Grundwasserschutz auf hohem gesetzlichem Niveau ist Grundanforderung für die Zukunft der Trinkwasserversorgung, darüber hinaus sehen wir den Schutz der Gewässer aber auch als eine gemeinsame Aufgabe und Verpflichtung für Staatsregierung, Kommunen, Verbände der Wasserwirtschaft, Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Markus Rauh. Gewässerschutz ist nicht nur ein Anliegen der Wasserversorgungsunternehmen sondern auch der Abwasserentsorgungsunternehmen. Die Abwasserentsorgungsunternehmen kämpfen mit der zunehmenden Belastung der Gewässer mit Rückständen von Arzneimitteln, Bioziden und Pflanzenschutzmitteln. Beim Umgang mit Schadstoffen jeder Art (Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Arzneimittel. etc.) muss die Vermeidung an der unmittelbaren Quelle im Vordergrund stehen.

Wasserversorger setzen wenig Hoffnung in die neue Ausführungsverordnung Düngeverordnung (AVDüV)

Seit Dezember 2018 gilt in Bayern die Ausführungsverordnung Düngeverordnung (AVDüV), in der zusätzliche Maßnahmen zum Schutz besonders nitratbelasteter Gebiete (sogenannte “rote Gebiete“) festgelegt sind. Aus Sicht der Wasserwirtschaft sind die nun festgelegten Maßnahmen lediglich als Minimalkompromiss zu sehen, der sich in der Fläche nicht signifikant auf die Nitratbelastung auswirken wird. Viele Wasserversorger befürchten, dass die Novelle der Düngeverordnung im Jahr 2017 und die jetzt erfolgte Ausführungsverordnung weiterhin keinen ausreichenden flächendeckenden Grundwasserschutz gewährleisten. Oftmals aus der Not geboren setzen viele Wasserversorger daher auf freiwillige Kooperationen mit den örtlichen Landwirten – und dass bereits seit über 20 Jahren.

Erfolgsmodell freiwillige Kooperationen zwischen Wasser- und Landwirtschaft

Zur Sicherstellung der Grundwasserqualität in sensiblen Gebieten sind häufig besondere Bewirtschaftungsmaßnahmen notwendig. Um einen Anreiz zur grundwasserschonenden Bewirtschaftung dieser landwirtschaftlichen Flächen in Wasserschutzgebieten zu schaffen, gehen viele Wasserversorger im Rahmen von Kooperationen mit ihren Maßnahmen über die reine Ausgleichspflicht nach § 52 Abs. 5 Wasserhaushaltsgesetz hinaus. Eine Umfrage des VBEW hat ergeben, dass die Wasserversorgungsunternehmen die Zufriedenheit der Vertragslandwirte durchweg positiv einschätzen. Im Gegenzug können an vielen Stellen messbar sinkende Nitratwerte verzeichnet werden. "Es kann aber auch im Hinblick auf die aktuelle Diskussion zu den vom Bayerischen Bauernverband geforderten Entschädigungsleistungen an den nicht zu bewirtschaftenden Gewässerrandstreifen nicht sein, dass die Wasserversorger hohe finanzielle Ausgleichsleistungen an die Landwirte nur dafür zahlen, dass diese eine an sich selbstverständliche an der guten fachlichen Praxis ausgerichtete nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Flächen durchführen. Da könnte ja jeder kommen und die Hand aufhalten nur weil er sich ordnungsgemäß verhält," stellte Detlef Fischer, VBEW-Geschäftsführer fest.

Zukunftsfähigkeit muss von der gesamten Branche gewährleistet werden

Nicht nur der Ressourcenschutz ist für die bayerischen Wasserversorgungsunternehmen von zentraler Bedeutung auch das Thema Infrastrukturerhalt ist langfristig Ziel und Herausforderung. Der VBEW setzt sich für eine leistungsfähige Trinkwasserversorgung als Bestandteil der Daseinsvorsorge ein. Diese muss von modernen und effizienten Unternehmen erbracht werden. Ein wesentlicher Teil der heutigen öffentlichen Wasserversorgung in Bayern wurde zwischen 1960 und 1980 aufgebaut. Die Infrastruktur ist damit teilweise in die Jahre gekommen und daher aus verschiedensten Gründen anpassungsbedürftig. Dafür bedarf es eine adäquate Investitionsquote, angemessene Wasserentgelte und der verstärkten Bewusstseinsbildung in der Öffentlichkeit. Mit Blick nach vorne gewinnt auch die Digitalisierung in der Wasserwirtschaft zunehmend an Gewicht. Immer mehr Versorger setzen mittlerweile fernauslesbare elektronische Wasserzähler ein. Der VBEW plädiert für eine transparente Information der Trinkwasserkunden über Funktionsweise und Leistungsumfang der neuen Zähler. Die Erfahrungen zeigen, dass die Akzeptanz der Kunden so deutlich erhöht werden kann.

Zuverlässige Wasserversorgung in Erlangen

Für die Trinkwasserversorgung der Stadt Erlangen sind sowohl die Erlanger Stadtwerke AG als auch - historisch bedingt - zwei Wasserzweckverbände zuständig. Während der Ortsteil Dechsendorf vom Wasserzweckverband der Seebachgruppe versorgt wird, werden insgesamt 7 Ortsteile Erlangens durch den Zweckverband (ZV) zur Wasserversorgung der Eltersdorfer Gruppe mit Trinkwasser beliefert. Für den Großteil der Stadt sind jedoch die Erlanger Stadtwerke AG (ESTW) zuständig, die auch für die Geschäftsführung des ZV zur Wasserversorgung der Eltersdorfer Gruppe verantwortlich sind.

Der gesamte Wasserverbrauch der Stadt Erlangen beträgt ca. 6 Mio. m³ jährlich. Dieses Wasser wird über 5 Wasserwerke (ESTW und ZV Eltersdorfer Gruppe) mit insgesamt 50 Brunnen in das Wassernetz eingespeist.

Die ESTW legen großen Wert auf eine hohe Wasserqualität. Deshalb unterstützen die ESTW Landwirte bei einer naturnahen Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen, so z.B. bei der Entwicklung von alternativen Anpflanzungen wie Blühmischungen für den Einsatz in Biogasanlagen. Diese haben gegenüber dem regulär eingesetzten Mais den Vorteil, dass sie mehrjährig angelegt sind, so den Grundwasserhaushalt schützen und verschiedenen Insekten als Lebensraum dienen.

Interessierte Bürger können sich bei einer Wanderung über den Naturerlebnispfad im Wasserschutzgebiet West (zwischen Alterlangen und Möhrendorf) anhand der dort aufgestellten Informationstafeln über die Flora und Fauna der hiesigen Natur informieren.

Um das Thema Wasserschutz ins Bewusstsein der Erlanger Bevölkerung zu rücken, haben die ESTW eine Ausstellung in einem ihrer Wasserwerke konzipiert, welche die Themen „Wasserschutz, Wassergewinnung und Nachhaltigkeit in der Wasserversorgung“ sowohl für Erwachsene als auch für Jugendliche und Schüler sehr informativ und ansprechend präsentiert. Der Besuch dieser Ausstellung, für die allerdings 60 bis 90 Minuten Zeit eingeplant werden sollten, ist allen zu empfehlen, die sich selbst einmal ein Bild davon machten möchten, wie das Wasser vom Regentropfen bis zu uns nach Hause in den heimischen Wasserhahn kommt. 

VBEW-Fachtagung Wasser – wichtiges Branchentreffen

„Die Fachtagung Wasser ist für uns jedes Jahr ein wichtiges Branchentreffen. Auf der Agenda stehen zentrale bayerische Wasserthemen, aber auch übergeordnete Aspekte, die unsere Branche betreffen und über die unsere Unternehmen informiert sein müssen,“ so Markus Rauh. An der Tagung nehmen über hundert Fachleute der Wasserwirtschaft, Wissenschaftler, Vertreter aus Ministerien und Behörden sowie von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsunternehmen teil. Gastgeber der Tagung ist in diesem Jahr die ESTW – Erlanger Stadtwerke AG.

Weitere Informationen:

Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. - VBEW
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Fax 089 / 38 01 82-29
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