16.06.21

Wird jetzt auch der Trinkwasserpreis „smart“?

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat den Entwurf einer Nationalen Wasserstrategie vorgestellt. Der Klimawandel stellt die Wasserwirtschaft zweifelsfrei vor große Herausforderungen – sinkende Grundwasserstände, niedrige Grundwasserneubildungsraten und Dürresommer sind längst keine Seltenheit mehr. Gleichzeitig muss die Ressource Wasser besser vor schädlichen Einträgen wie Nitrat, Pflanzenschutzmitteln und Arzneimitteln geschützt werden. „Dass die Sicherstellung der Wasserversorgung in Deutschland mit der Wasserstrategie auch politisch stärker in den Fokus rückt, ist sehr erfreulich. Das oberste Ziel der Wasserwirtschaft ist es, für Bürger und Wirtschaft weiterhin eine möglichst bedarfsgerechte Versorgung mit Trinkwasser zu gewährleisten,“ sagt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW.

Vorsorge, Investitionen in die Wasserinfrastruktur, interkommunale Kooperation - die Bausteine der Nationalen Wasserstrategie sind richtig und wichtig und müssen nun zielgerichtet und zügig auch in Bayern umgesetzt werden. „Wir müssen die Versorgung mit Trinkwasser jetzt nachhaltig sichern, nicht nur für uns, sondern vor allem auch für künftige Generationen“, mahnt Detlef Fischer. Das gemeinsame Ziel muss eine nachhaltige Nutzung unserer Wasserressourcen sein, im privaten Bereich, aber vor allem auch in der Landwirtschaft und der Industrie. Ansonsten sind Nutzungskonflikte nicht zu vermeiden.

Hinter „smarten“ Wassertarifen steht noch ein großes Fragezeichen

Die Bevölkerung muss für den Wert des Wassers und einen sorgsamen Umgang mit dieser kostbaren Ressource verstärkt sensibilisiert werden. „Dass die Einführung smarter Wassertarife, wie in der Nationalen Wasserstrategie vorgeschlagen, ein schneller Anreiz für einen sparsameren Verbrauch ist, wagen wir aber zu bezweifeln“, so Detlef Fischer. Gemäß dieser Idee soll Wasser dann günstiger sein, wenn die Nachfrage gering ist. So könnte nachts besonders preiswert Wäsche gewaschen werden, denn dann wird in der Regel weder geduscht noch gekocht oder Blumen gegossen. Parallel zeigt der „Smart Meter“ - der intelligente Stromzähler an – wann der ebenfalls dafür benötigte Strom am günstigsten oder am teuersten ist. Die Kohärenz zwischen Wasser- und Energiepreis herzustellen, wird insbesondere mit zunehmender Nutzung erneuerbarer Energien schwierig, wenn nachts die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht und der Strom dann entsprechend teuer ist. Im schlimmsten Fall hat der Kunde oder sein digitales Hausmanagementsystem dann abzuwägen, ob Strom- oder Wasserkosten im Cent-Bereich gespart werden sollen.

Die Einführung flexibler Tarife in der Wasserversorgung ist derzeit allein auch schon aufgrund der restriktiven Haltung des Bayerischen Landesbeauftragten für den Datenschutz zum fernauslesbaren Wasserzähler kaum vorstellbar. Der Einsatz digitaler Wasserzähler ist deshalb in Bayern nahezu zum Erliegen gekommen. Diese sind aber unabdingbare Voraussetzung für smarte Wassertarife. Auch die Landespolitik tut sich bislang jämmerlich schwer mit der Digitalisierung in der Wasserversorgung. Sie hat parteiübergreifend durchgesetzt, dass jeder Kunde einem fernauslesbaren Wasserzähler ohne Angabe von Gründen widersprechen darf.

Der flächendeckende Einsatz von digitalen Zähleinrichtungen in der Versorgungswirtschaft ist in Deutschland ein äußerst komplexes Projekt, das zeigt auch der Rollout in der Stromversorgung derzeit eindrucksvoll auf.

„Ob die Kunden an smarten Wassertarifen überhaupt ein Interesse haben, darf ebenfalls bezweifelt werden. Das theoretische Sparpotential fällt bei einer Wasserrechnung einer Durchschnittsfamilie von wenigen hundert Euro im Jahr doch eher gering aus,“ resümiert Detlef Fischer.

 

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