18.12.20

Bayern: Vom Stromexporteur zum Importeur

Nach einer Veröffentlichung des Bayerischen Landesamtes für Statistik betrug die Bruttostromerzeugung in Bayern im Jahr 2019 rund 75 TWh und entfernt sich damit weiter von ihrem bisherigen Höchststand von 94 TWh aus dem Jahr 2012. Während die erneuerbaren Energien zulegten und nun mit 52 % zur gesamten Stromerzeugung beitragen, ging die konventionelle Stromerzeugung in den letzten Jahren deutlich zurück. „Im 10-Jahres-Vergleich werden heute rund 50 % weniger Strom aus konventionellen Kraftwerken erzeugt. Das bedeutet zugleich, dass die verbleibende Stromerzeugung viel stärker vom Wetter und der Tageszeit abhängig ist“, so Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e. V. – VBEW. Immerhin 23 % der erzeugten Strommenge werden aus Photovoltaik und Windkraft bereitgestellt und sind damit nicht immer bedarfsgerecht verfügbar sowie mit den heute nutzbaren Technologien nicht über einen längeren Zeitraum speicherbar. Bayern ist in den letzten Jahren zu einem Stromimportland geworden. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren vor allem in den verbrauchsstarken Wintermonaten fortsetzen.

Hauptgrund für den Rückgang in der konventionellen Stromerzeugung in Bayern ist der Kernenergieausstieg. Durch die erfolgte Außerbetriebnahme des Kernkraftwerkes Isar 1 bereits in 2011, des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld in 2015 und des Kernkraftwerkes Gundremmingen Block B Ende 2017 war jeweils ein deutlicher Einbruch der in Bayern erzeugten Strommenge zu beobachten. Noch sind zwei Kernkraftwerke (Gundremmingen Block C und Isar 2) am Netz und erzeugen mit rund 22 TWh rund ein Viertel des benötigten Stroms in Bayern, was mehr als doppelt so viel ist wie derzeit alle bayerischen Erdgaskraftwerke zusammen (10 TWh bzw. 13 %). Mit der Abschaltung der beiden verbliebenen Reaktoren spätestens Ende 2021 bzw. Ende 2022 wird eine Stromlücke entstehen, die es unter der Aufrechterhaltung von Versorgungssicherheit, Preiswürdigkeit und Umweltfreundlichkeit zu schließen gilt.

Die erneuerbare Stromerzeugung hingegen konnte in den letzten 10 Jahren um 84 % auf 39 TWh in 2019 gesteigert werden, etwa die Hälfte entfällt auf die volatile Photovoltaik (12 TWh) und Windkraft (5 TWh), die andere Hälfte auf die besser einplanbare Wasserkraft (12 TWh) und Biomasse (9 TWh). „Mit Sonne und Wind aus Bayern allein wird die Stromlücke durch die fehlende Kernkraft nicht zu decken sein. Die Stromerzeugung aus Erdgas wird in den nächsten Jahren daher an Bedeutung gewinnen müssen“, stellt Detlef Fischer im Hinblick auf den schleppenden Netzausbau pragmatisch fest. Für eine erneuerbare Stromerzeugung, die rund um die Uhr die Stromversorgung in Bayern sicherstellt, braucht es aber vor allem gut ausgebaute Netze und Speicher. Bis es soweit ist, werden noch viel Jahre vergehen.

Der Stromverbrauch hingegen folgt der geringeren Erzeugung nicht, sondern bewegt sich im 10-Jahres-Zeitraum auf einem konstanten Niveau. Im Jahr 2017 (letzte amtlich verfügbare Zahl) lag der Bruttostromverbrauch bei 84 TWh. Für die nächsten Jahre wird durch die stark steigende Anzahl von Elektroautos und den verstärkten Einsatz von elektrischen Wärmepumpen mit einem deutlich ansteigenden Stromverbrauch gerechnet. Erzeugung und Verbrauch gehen damit in Bayern weiter auseinander. Bayern wird bei der Stromversorgung immer stärker auf die Unterstützung durch seine Nachbarn angewiesen sein.

 

 

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