05.03.21

Stromwende: Während PV rennt, ist Wind gehemmt

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Bayern zur Elektrizitätsgewinnung zeigt ein differenziertes Bild: Ende 2020 waren rund 14,5 Gigawatt (GW) an Photovoltaik (PV)-Anlagen installiert. Das entspricht in etwa der Leistung von zehn großen Kernkraftwerken, falls die Sonne um die Mittagszeit von einem wolkenlosen Himmel strahlt. Allein in den letzten zwei Jahren konnte die installierte PV-Leistung, ausgehend von einem bereits hohen Niveau, nochmals um fast 20 % gesteigert werden. „So positiv die Zahlen beim PV-Ausbau auch sind, so stockend ist der Ausbau der Windkraft in Bayern“, kommentiert Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbandes der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW die aktuellen Daten. Denn die Windkraft ist im gleichen Zeitraum nur um 2 % gewachsen, und das auf niedrigem absolutem Niveau. Die Stromerzeugung in Bayern wird damit immer abhängiger vom guten Wetter. Als ausgleichendes Element benötigt man aber den Windstrom. „Leider hat die Bayerische Staatsregierung den für die Genehmigung der Windräder verantwortlichen Kommunen mit der unsäglichen 10 H-Abstandsregelung von der Wohnbebauung ein faules Ei in das Nest gelegt“, so Fischer weiter.

Der VBEW hat in seiner Auswertung des von der Bundesnetzagentur geführten Markstammdatenregisters die Inbetriebnahmedaten der Jahre 2019 und 2020 für Wind- und Photovoltaik (PV)-Anlagen in Bayern analysiert. Im Jahr 2019 konnten demnach rund 28.000 neue PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 1 GW ans Netz gehen, in 2020 waren es sogar rund 45.000 Anlagen mit weiteren 1,3 GW Leistung. Bei den Windkraftanlagen gab es hingegen in beiden Jahren zusammen nur 25 Neuinbetriebnahmen mit insgesamt 0,05 GW Leistung, wobei Windparks in der Statistik als eine Anlage gelten. Mit Windstrom lässt sich sowohl ein wetterbedingter Ausgleich zur PV schaffen, da der Wind oft bei schlechtem Wetter bläst, als auch ein jahreszeitlicher Ausgleich. PV liefert die weitaus größte Strommenge von März bis Oktober, Windkraftanlagen hingegen besonders im Winter. „Der stockende Windkraftausbau wird Bayerns Weg zum Stromimportland in den dunklen Monaten weiter verstärken“, ist sich der VBEW-Geschäftsführer daher sicher.

Der erfolgreiche PV-Ausbau hingegen stellt die Energiewirtschaft vor ganz neue Herausforderungen. Ein großer Teil der mittlerweile über 600.000 PV-Anlagen in Bayern wird von Privatpersonen betrieben, die ansonsten kaum Berührungspunkte zur Energiewirtschaft haben. Viele Stromkunden werden so zu „Prosumern“, also Kunden, die Strom sowohl konsumieren als auch selbst produzieren. Die technischen und bürokratischen Anforderungen an diese Anlagenbetreiber steigen. Daher hat der VBEW kürzlich in einer ersten Version eine kostenlose Informationsplattform für Prosumer eingerichtet, auf der die wichtigsten Themen rund um den Betrieb einer Stromerzeugungsanlage behandelt werden (www.vbew.de). „Jetzt muss die Bayerische Staatsregierung nur noch Kontakt mit Franz Josef Strauß im Himmel aufnehmen. Er hat dafür zu sorgen, dass die Sonne in Bayern halt auch im Winter öfter scheint“, witzelt Detlef Fischer.

 

 

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