03.04.25

Engpass-Management in den Stromnetzen - Netzbetreiber tauschen sich zu wachsenden Herausforderungen im Netzbetrieb aus

Bei einer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) veranstalteten Informationsveranstaltung tauschten sich die bayerischen Stromnetzbetreiber zu aktuellen Herausforderungen im Stromnetzbetrieb aus. Insbesondere das Engpass-Management stand im Fokus der Veranstaltung.

 

Der Ausbau der Erneuerbaren Energien hat in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht. In Bayern wurde dabei schwerpunktmäßig Photovoltaik zugebaut. Diese Anlagen erzeugen zu bestimmten Zeiten mehr Strom, als für die Versorgung vor Ort bzw. in Bayern nötig ist. Der überschüssige Strom wird dann über die Netzinfrastruktur bei Bedarf bis ins europäische Übertragungsnetz zurückgespeist. Reichen die Netzkapazitäten nicht aus, greifen die Übertragungsnetzbetreiber wie die Verteilnetzbetreiber regelnd in die Erzeugung der dezentralen Einspeiseanlagen ein. Derartige Regelungen zählen heute zum Alltag des Netzbetriebs und dienen dem Erhalt der Stabilität im Stromnetz. Sie werden Redispatch genannt und sind Teil der operativen Umsetzung von Maßnahmen gemäß § 13 des Energiewirtschaftsgesetzes.

 

Eine Arbeitsgruppe des VBEW beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit Szenarien, die über die in § 13.1 geregelten Redispatch-Maßnahmen hinausgehen und eine Maßnahme gemäß § 13.2 erfordern könnten. Dies wären dann kontrollierte, räumlich und zeitlich begrenzte Abschaltungen von rückspeisend wirkenden Betriebsmitteln. Das kann in der Folge zu regionalen Stromabschaltungen führen, die je nach Situation zeitweise auch Verbraucher wie Gewerbetreibende oder Privathaushalte betreffen könnten.

 

Wann könnte ein derartiges Szenario eintreten?

 

Sollte es beispielsweise im überregionalen Stromnetz zu Netzzuständen kommen, die im bayerischen Übertragungsnetz zu enormen Engpässen führen und zeitgleich eine außerordentlich hohe Rückspeisung aus dem bayerischen Verteilnetz auf das Übertragungsnetz wirkt, könnte der Übertragungsnetzbetreiber einen potenziellen 13.2-Fall ausrufen.

 

Wie würde ein derartiger 13.2-Fall zwischen Übertragungs- und Verteilnetz ablaufen?

 

Der Prozess folgt einem Kaskadenprinzip: Bei sich abzeichnenden potenziellen Engpässen und einer drohenden Überlastung des Übertragungsnetzes weist der Übertragungsnetzbetreiber den Verteilnetzbetreiber an, an einem bestimmten Netzknoten die Rückspeisung in das Übertragungsnetz zu reduzieren. Dies erfolgt durch Redispatch. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, so fordert der Übertragungsnetzbetreiber konkret Maßnahmen nach §13.2 EnWG an.

 

Der Verteilnetzbetreiber reagiert unverzüglich und nimmt die Reduzierung der Aufspeisung (Rückspeisung in die höhere Netzebene) in seinem Netzgebiet vor. Das betrifft in der Regel auch sogenannte nachgelagerte Netzbetreiber wie beispielsweise Stadtwerke. Reichen Schaltmaßnahmen und das Steuerpotential für Einspeisung für die angeforderte Leistungsreduzierung nicht aus, trennt der Verteilnetzbetreiber nach und nach Komponenten vom Netz, bis die angeforderte Leistungsreduzierung erreicht ist. Verantwortung tragen in diesem Zusammenhang auch die Betreiber größerer Einspeiseanlagen, die verpflichtet sind, die Regelbarkeit ihrer Anlagen sicherzustellen.

 

Marian Rappl, Hauptgeschäftsführer des VBEW betont: „Deutschland verfügt über eines der stabilsten Stromnetze der Welt. Aber in der Transformation der Energieversorgung steigen die Herausforderungen für den operativen Betrieb der Stromnetze. Die Netzbetreiber setzen alles daran, immer eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten. Bislang ist das sehr gut gelungen. Gemäß unserer großen Verantwortung bereiten wir uns als Branche jedoch gewissenhaft auf alle Szenarien vor.“

 

 

Weitere Informationen:

Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. - VBEW
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