11.07.17

Bayerische Verbände der Energie- und Wasserwirtschaft: Energiewende gestalten und bezahlen

Anlässlich ihrer Jahrestagung ziehen die Vertreter des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. – VBEW und der DVGW Landesgruppe Bayern vor rund 200 Teilnehmern aus der Versorgungswirtschaft, aus Politik, Behörden und Medien zu den aktuellen Herausforderungen der Energie- und Wasserwirtschaft in Bayern Bilanz.   Der zügige Umbau der Energieversorgung im Rahmen der Energiewende kann nur gelingen, wenn alle gesellschaftlichen Gruppen daran engagiert mitwirken. Es bedarf dazu der Offenheit auch mal Altbewährtes über Bord zu schmeißen und sich auf Neues einzulassen.   „Die Etablierung der erneuerbaren Energien ist nur möglich, wenn man einen ganzheitlichen Ansatz wählt. Über die Sektorenkopplung kann die vorhandene Gasinfrastruktur entscheidend zum Gelingen der Energiewende nicht nur im Stromsektor, sondern auch bei der Wärme und dem Verkehr beitragen,“ sagte Rainer Dumke, stellvertretender Vorsitzender der DVGW Landesgruppe Bayern. „Die Energiewende wird nur dann erfolgreich sein können, wenn sie bezahlbar bleibt. Jeder Beteiligte ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag für Kosteneffizienz zu leisten,“ sagte Wolfgang Brandl, Vorsitzender des VBEW.

Keine wiederkehrenden Zahlungen an Grundstückseigentümer für Flächeninanspruchnahme beim Gleichstromtrassenbau (sog. Bauernmaut)

Die Energie- und Wasserversorger sind zur Sicherstellung ihres Ver- und Entsorgungsauftrages darauf angewiesen, neben eigenen und öffentlichen Grundstücken auch Flächen Dritter (u.a. Landwirte) in Anspruch nehmen zu können. Dies geschieht unter dem Grundsatz im Art. 14 Abs. 2 des Grundgesetzes wonach Eigentum verpflichtet und sein Gebrauch zugleich auch dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen hat. Gleichwohl erhalten die Grundstückseigentümer eine angemessene einmalige Entschädigungsleistung die sich an 20 - 30 % des Verkehrswertes des Grundstückes (bei weiterer Nutzungsmöglichkeit der Fläche) zuzüglich ggf. vorhandener Zuschläge (z. B. bei schneller Einigung) orientiert. „Eine fortlaufende Teilhabe an der Wertschöpfung von den Trägern der öffentlichen Infrastruktur wie sie jetzt der Bauernverband im Rahmen der Errichtung der neuen Gleichstromtrassen erstmals öffentlich fordert gibt es bislang nicht. Wir lehnen diesen Paradigmenwechsel bei der Praxis der Grundstücksinanspruchnahme ab“, sagte Brandl.

Gestaltung der Energiewende nur mit Elektro- und Erdgasmobilität erfolgreich

Elektromobilität

Das Interesse an der Elektromobilität in der Bevölkerung steigt langsam an. Die Bayerische Energiewirtschaft investiert in die öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur und rüstet den eigenen Fuhrpark sukzessive mit Elektrofahrzeugen aus. Elektromobilität macht Spaß und schont die Umwelt. Der zusätzliche Strombedarf (kWh) für die Elektrifizierung aller PKWs in Bayern ist überschaubar. Die Herausforderung liegt in der Bereitstellung der Leistung (kW) bei gleichzeitigem Laden vieler Autos. Dafür sind intelligente Ladesysteme erforderlich, welche die zur Verfügung stehende Ladezeit möglichst optimal auf die zu ladenden Fahrzeuge aufteilen. Die Unternehmen der bayerischen Energiewirtschaft sind dafür kompetente Ansprechpartner „Es gibt keine Energiewende ohne Verkehrswende und keine Verkehrswende ohne Elektromobilität“, sagte Detlef Fischer, Geschäftsführer des VBEW.

Erdgasmobilität

Die Erdgasmobilität wird schon seit Jahren von der Bayerischen Energiewirtschaft z.B. durch die Schaffung von Erdgastankstellen gefördert. Allerdings haben die PKW-Hersteller in der Vergangenheit ihre Erdgasmodelle vor den Kunden verschwiegen. Da die PKW Hersteller inzwischen gefordert sind, bis 2020 einen Grenzwert von 95 g CO2/km über die gesamte Fahrzeugflotte einzuhalten, ist neben der Elektromobilität der alternative Antrieb mit Erdgas wieder in die strategischen Ziele der Hersteller aufgenommen worden. Die Treibhausgas-emissionsbilanz in Bayern kann durch CNG (Compressed Natural Gas) und LNG (Liquefied Natural Gas) innerhalb kurzer Zeit und nachhaltig deutlich verbessert werden. Bei der motorischen Verbrennung von LNG entsteht bis zu 25 Prozent weniger CO2 als bei Dieselkraftstoff. Durch Beimischung von Bio- oder Synthetischem Gas (SNG) kann die CO2-Emission noch weiter gesenkt werden. In Ballungsräumen kann die Belastung durch Luftschadstoffe wie Stickoxid und Feinstaub durch den Einsatz von CNG und LNG sofort spürbar vermindert werden.

Handlungserfordernisse in der Trinkwasserversorgung

Klimawandel

Bayern besitzt derzeit unter Berücksichtigung von regionalen Unterschieden eine insgesamt vergleichsweise auskömmliche Wasserressourcensituation. Rund 90 % des an die Bevölkerung verkauften Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen und weist damit eine hohe Qualität auf. Durch den Klimawandel werden in Bayern neben höheren Durchschnittstemperaturen auch längere Trocken- (wie 2015) und Starkregenphasen (wie 2016) erwartet. Die Grundwasserneubildung war in den letzten Jahren in vielen Regionen Bayerns (u.a. Unterfranken) unterdurchschnittlich. „Die Wasserversorger sind aufgerufen ihre Ressourcensituation zu überprüfen und eine unternehmensspezifische Vorsorge- und Versorgungsstrategie zu entwickeln,“ sagte Brandl.

Grundwasserqualität

Die Qualität der bayerischen Trinkwasserressourcen beruht auf einem flächendeckenden Schutz des Grundwassers. „Über die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie wurde deutlich, dass es auch in Bayern Gebiete mit hohem bzw. ansteigendem Nitratgehalt gibt“, sagt Jörn-Helge Möller, Geschäftsführer der DVGW-Landesgruppe Bayern. Daher braucht die Bayerische Wasserwirtschaft besonders im landwirtschaftlichen Bereich eine Verbesserungsstrategie der Staatsregierung, damit auch in Zukunft Wasserversorgung in Bayern mit möglichst naturbelassenem Trinkwasser erfolgen kann. 

Stadtwerke Schweinfurt – Auf dem Weg in die Zukunft

Die Stadtwerke Schweinfurt, die in diesem Jahr Gastgeber der Jahrestagung sind, sehen sich als kommunaler Energie- und Trinkwasserversorger für die Herausforderungen der Energiewende gut gerüstet. Gleichwohl steigen die Anforderungen an das Unternehmen kontinuierlich, zuletzt durch die von der Bundesnetzagentur angekündigte Absenkung der Eigenkapitalverzinsung im Strom- und Gasnetzbereich. Hinzu kommen neben den klassischen Aufgabenfeldern der Daseinsvorsorge auch mehr und mehr wesensfremde Bereiche, wie zum Beispiel die Abrechnung der Umlagen aus EEG und KWKG und Weitergabe der Mehrkosten an den Übertragungsnetzbetreiber.

„Die enge Zusammenarbeit und stetige Abstimmung mit der Kommune stellen dabei einen Schlüssel zum Erfolg dar“, so Geschäftsführer Thomas Kästner. Zudem setzen die Stadtwerke auf fortlaufende Investitionen in eine leistungsfähige Netzinfrastruktur – Breitband eingeschlossen - und vollziehen erfolgreich den Wandel zu einem modernen Energiedienstleister, in dessen Handlungsfokus der Kunde steht.

Weitere Informationen:

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