20.11.12

Spitzentreffen der Versorger aus Bayern und Baden-Württemberg: VBEW und VfEW: Herausforderungen der Energiewende gemeinsam angehen

Die Energieversorger in Bayern und Baden-Württemberg müssen die besonderen Herausforderungen der Energiewende für Süddeutschland gemeinsam und aktiv diskutieren und angehen. Dies ist der Tenor der heute in Lindau am Bodensee beginnenden VBEW-/VfEW-Fachtagung, an der rund 100 Fach- und Führungskräfte der Energiewirtschaft sowie Wissenschaftler und Vertreter aus Ministerien und Behörden teilnehmen. Die beiden Verbände repräsentieren gemeinsam mehr als 600 Mitgliedsunternehmen der Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft in Süddeutschland. VBEW-Vorsitzender Norbert Breidenbach, VfEW-Präsident Rudolf Kastner und der Lindauer Oberbürgermeister Dr. Gerhard Ecker bezogen zu Beginn der Tagung Stellung im Rahmen eines Pressegespräches.

Eines der zentralen Themen der Energiewirtschaft ist in diesen Tagen nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungswerte aus dem Winter 2011/12 die störungsfreie und sichere Versorgung von Bevölkerung, Industrie und Betrieben mit Strom und Gas. Mit Blick auf die Energiewende entstehen dabei gerade in Süddeutschland nicht nur kurzfristig enorme Herausforderungen. Rudolf Kastner, Präsident des Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft, VfEW: „Große Lastschwerpunkte werden zukünftig nach wie vor im Süden verankert sein. Dagegen werden die Erzeugungsschwerpunkte zum einen immer stärker in den Norden verlagert und zum anderen noch weiter dezentralisiert. Hier stehen wir vor enorm anspruchsvollen Aufgaben“. Generell gelte es allerdings, in der Frage der Versorgungssicherheit von der nationalen auf die europäische Sichtweise überzugehen. Kastner: „Länderspezifische Autarkie führt zu Ineffizienzen bei der Sicherstellung der Versorgung. Dies gilt für die Bundesländer in Deutschland ebenso wie übergeordnet für die europäische Staatengemeinschaft.“ 

Die öffentliche Diskussion wurde zuletzt außerdem von den nicht unerheblichen Preissteigerungen beim Strom dominiert. Norbert Breidenbach, Vorsitzender des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft, VBEW: „Kostentreiber sind insbesondere die Maßnahmen, die mit der Steigerung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zusammenhängen“. Hier schlage in erster Linie die Steigerung der EEG-Umlage um satte 45 Prozent zu Buche. Breidenbach: „Inzwischen sind rund  50 Prozent auf der Stromrechnung für staatliche Abgaben fällig, 20 Prozent für die regulierte Netznutzung –  nur noch rund 30 Prozent des Endpreises kann ein Energieversorgungsunternehmen selbst beeinflussen. Dies konterkariert eindeutig die Bemühungen um einen echten Wettbewerb“.

„Die Energiewende kommt auch bei uns vor Ort in Lindau an“, so Dr. Gerhard Ecker,Oberbürgermeister der Stadt Lindau und Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Lindau. Dr. Ecker: „Wir sind durchaus stolz darauf, bereits frühzeitig unseren eigenen Weg gegangen zu sein. Über 85 Prozent des von uns gelieferten Stroms stammen aus regenerativen Energien, der Löwenanteil übrigens aus kostengünstiger Wasserkraft“.

Der Blick alleine auf die oft im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte stehende Stromversorgung greife indes zu kurz, so die Überzeugung der Experten. „Bislang reden wir eher von einer Stromwende, denn alle Anstrengungen drehen sich um Themen der Stromerzeugung sowie des Stromsparens“, so VBEW-Vorsitzender Breidenbach. „Zu einer vollständigen Energiewende mit dem Langfristziel 100 Prozent Erneuerbare ist es noch ein weiter Weg mit ganz erheblichen Anstrengungen für alle Beteiligten in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Erdgas ist in diesem Prozess der wichtigste Partner von Sonne, Wind und Co.“, erläuterte Breidenbach.

Letztendlich führt nach Ansicht beider Verbände kein Weg daran vorbei, schnellstmöglich die Strom- und Gasinfrastruktur noch enger zu verzahnen. „Erdgas wird ein Garant für das Gelingen der Energiewende sein“, sagte Breidenbach. Die Herausforderung sei dabei, dass die Einspeisemengen aus den regenerativen Erzeugungsanlagen je nach Wetterlage schwanken und zudem nicht im Einklang mit dem Verbrauch stehen. Um die dabei entstehende Versorgungslücke ausgleichen zu können, kommen konventionelle Kraftwerke zum Einsatz. „Priorität hat, dass Investitionen in die Strom- und Gasversorgung wirtschaftlich sind. Dazu braucht es aber dringend neue Rahmenbedingungen“, forderte Rudolf Kastner.  „Die Energiewende erfordert ein neues Marktdesign, denn zwei getrennte Erzeugungsmärkte, wie sie zurzeit am Strommarkt zu sehen sind, können auf Dauer nicht funktionieren. Durch den Einspeisevorrang der subventionierten erneuerbaren Energien wird der Betrieb der konventionellen Kraftwerke, die zur Sicherstellung der Versorgung erforderlich sind, durch sinkende Auslastung zunehmend unrentabel. Wir brauchen im Rahmen eines neuen Marktdesigns eine Marktintegration der Erneuerbaren und faire Wettbewerbs-bedingungen für die konventionellen Kraftwerke.“

Daher fordern beide Verbände, die Fördermechanismen für die erneuerbaren Energien im Hinblick auf den zukünftigen Bedarf neu zu überdenken. „Die Kosten für den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sind bedauerlicher Weise völlig aus dem Ruder gelaufen“, stellte Norbert Breidenbach fest. Beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) müsse deshalb dringend von einer planwirtschaftlichen Subvention in eine marktwirtschaftliche effiziente Anreizförderung umgesteuert werden.

Über den Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. - VBEW
Der VBEW repräsentiert mit über 350 Mitgliedsunternehmen die bayerische Strom-, Gas-, Fernwärme-, Wasser- und Abwasserwirtschaft. Als Interessenvertretung vertritt er gemeinsame Anliegen der Mitgliedsunternehmen und ihrer Kunden gegenüber Politik, Wirtschaft, Verwaltung sowie in der Öffentlichkeit. Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche, zukunftsorientierte, nachhaltige und verbraucherfreundliche Energie- und Wasserversorgung zu schaffen. Zu den Mitgliedsunternehmen zählen kleine und mittlere, kommunale, private und genossenschaftliche Energie- und Wasserversorgungsunternehmen ebenso wie Konzernunternehmen. 

Über den Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e. V. - VfEW
Der VfEW vertritt mit seinen über 230 Mitgliedsunternehmen nahezu alle Energie- und Wasserversorgungsunternehmen und versteht sich als deren Sprachrohr in Baden-Württemberg. Er ist gleichzeitig Landesorganisation des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW). Der BDEW vertritt als Spitzenverband der Energie- und Wasserwirtschaft die Interessen seiner rund 1.800 Mitgliedsunternehmen auf Bundesebene. 

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